Volkswagen Bildungsinstitut GmbH: Chronik

1995 bis 1999

Konsolidierung

Ausbau der Zusammenarbeit mit Volkswagen Sachsen, Berufsausbildung als neues Kerngeschäft

Strategische Zielsetzungen

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt war in den neuen Bundesländern, so auch in Sachsen, nach wie vor sehr angespannt. Das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit sowie der hohe Anteil an Arbeitssuchenden unter Frauen und Jugendlichen schufen neue Herausforderungen und den Bedarf an angepassten Qualifizierungsmaßnahmen. Entsprechend war der Anteil der Qualifizierungsmaßnahmen, die von den Arbeitsämtern finanziert wurden, weiter überdurchschnittlich hoch. Er umfasste von 1995 bis 1999 zwischen 43% bis 64% des Gesamtumsatzes. Mit Gesellschaften der Volkswagen AG erwirtschaftete das Institut in diesem Zeitraum einen Umsatz von 20% und 44%, für andere Unternehmen gerade 5% bis 8%.

Es war von besonderem Interesse, die Kooperation mit Volkswagen Sachsen zu intensivieren, mit innovativen Beratungsleistungen und maßgeschneiderten Qualifizierungsangeboten im fachlichen und überfachlichen Bereich zu überzeugen. So wurden die Rahmenbedingungen einer verbesserten Zusammenarbeit mit Volkswagen Sachsen geprüft und ein „last call“ bei der Vergabe von Bildungsdienstleistungen angestrebt.

Ein außerordentlich wichtiger Bestandteil der Vertriebsstrategie bestand darin, Unternehmenskontakte herzustellen und zu pflegen. In einer umfangreichen Kundendatenbank wurden Industrieunternehmen, Handwerksbetriebe, Autohäuser, der Volkswagen-Audi-Vertrieb, Verwaltungen, Arbeitsämter und weitere öffentliche Institutionen kontinuierlich erfasst. Verstärkt dienten die Kundengespräche auch dazu, die fachlichen und überfachlichen Qualifizierungen der in den Unternehmen beschäftigten Fach- und Führungskräfte anzuregen und dafür Angebote zu unterbreiten.

Als im Jahr 1996 Dr. Helmut Bell die Aufgaben der Geschäftsführer übernahm, wurde verstärkt an der Entflechtung und Neuordnung der Kooperation mit der SAQ gearbeitet. Die Vorteile der Kooperationsbeziehungen lagen eindeutig nicht auf Seiten des Volkswagen Bildungsinstituts. Eine Zusammenarbeit zu beiderseitigem Nutzen wurde nie erreicht. Die Abstimmung der Geschäftsfelder stand auf der Tagesordnung, wurde letztlich aber nicht umgesetzt.

Belegschaft 1996

Noch im selben Jahr kam es in der Umsetzung dieser Aufgabenstellung zu spürbaren Erfolgen. Die Zusammenarbeit mit Volkswagen Sachsen wurde verbessert und kontinuierlicher gestaltet. Durch den Fachbeirat wurde das Bildungsinstitut als ausgelagertes Bildungswesen von Volkswagen in Sachsen definiert. Seit dieser Zeit arbeiteten beide Unternehmen bei der Entwicklung und Erfassung der Qualifizierungsbedarfe sehr eng zusammen.

Anzeigenschaltung Wochenspiegel, Januar 1995

Zunehmend rückte die Berufsausbildung in den Fokus einer neuen strategischen Institutsausrichtung. Die Berufsausbildung für Volkswagen Sachsen und andere Unternehmen bot ein großes Auslastungs- und Entwicklungspotenzial. Die Eigenständigkeit der Berufsausbildung bis hin zur räumlichen Trennung von der SAQ war Ziel für die Geschäftsführung. Von großem Interesse war in diesem Zusammenhang eine noch engere Verflechtung mit der Zuliefererindustrie und anderen Unternehmen der Metall- und Elektrobranche. Eine Koordinierung mit diesen Unternehmen, die Abstimmung der Ausbildungsberufe, Ziele und Inhalte der Berufsausbildung wurden als essentiell empfunden. Informationsveranstaltungen, an denen das Personalwesen von Volkswagen Sachsen beteiligt war, unterstützten diesen Marketingprozess.

In einem ersten Schritt, die Berufsausbildung in Eigenregie zu übernehmen, wurde die räumliche Trennung von der SAQ angestrebt. Für das Jahr 1997 blieb die Entwicklung der Erstausbildung die Schwerpunktaufgabe. Eine klare strategische Zielsetzung, verbunden mit einer konsequenten Verhandlungsführung, brachten dann den erhofften, für das Volkswagen Bildungsinstitut entscheidenden Fortschritt.

Am 22.08.1997 fasste der Fachbeirat den Beschluss, die Berufsausbildung als Kerngeschäft am Bildungsinstitut zu etablieren. Auf einer Fläche von 1000 m² mit ca. 700.000 DM Investitionen und der Zuführung von Personal begann die Eigenständigkeit der Berufsausbildung in Zwickau. Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte!

Die Übernahme der Auszubildenden des Ausbildungsprozesses bildete die notwendige Voraussetzung für eine finanziell und personell gesicherte Grundauslastung. Jetzt wurden die Bemühungen verstärkt, Zuliefererfirmen und andere Unternehmen der Metall- und Elektrobranche davon zu überzeugen, Ausbildungsverträge mit dem Bildungsinstitut abzuschließen. Die SAQ blieb aber ein ernsthafter Wettbewerber. Dennoch erfuhr das Bildungsinstitut mit seinen Leistungen und dem hohen Qualitätsstandard in der Aus- und Weiterbildung zunehmend Anerkennung und Zuspruch der Unternehmen und sonstigen Kunden.

Auszug Image-Broschüre 1997

Das bedeutete jedoch nicht, dass der Abschluss neuer Verträge im gleichen Maße Schritt hielt. Anerkennend lobte ein Geschäftsführer die Leistungen des Volkswagen Bildungsinstituts: „Das Bildungsinstitut befindet sich auf höchstem Niveau. Es vertritt das, was Mercedes auf dem Automarkt repräsentiert. Aber wer kann sich heute schon einen Mercedes leisten?“. Kostengründe für eine unternehmensgetragene Aus- und Weiterbildung spielten in vielen Fällen eine Rolle.

Viele Unternehmen passten sich der arbeitsmarktpolitischen Situation an und nutzten die umfangreichen Fördermöglichkeiten. Personaleinstellungen und Maßnahmen der Personalentwicklung spielten nur eine untergeordnete Rolle.

Noch am Anfang dieser Konsolidierungsphase feierten die Mitarbeiter des Bildungsinstituts mit vielen Gästen aus Politik und Wirtschaft das 5-jährige Firmenjubiläum. Die Aula des STZ wurde zur Begegnungsstätte. Die Worte der Gastredner und die sich anschließenden Einzelgespräche bestätigten, das Bildungsinstitut hat einen festen Platz in der Bildungsträgerlandschaft gefunden. Und dafür gab es viel Dank und Anerkennung.

Unbestritten ist, dass die folgenden Jahre eine positive Entwicklung nahmen. Es war das erklärte Ziel von Dr. Helmut Bell, Geschäftsführer von 1996-1998, die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu verbessern. Sparsamkeit und Kostenoptimierung bestimmten die Unternehmensstrategie. Das gesamte Unternehmen und jeder einzelne Mitarbeiter profitierte entscheidend davon. Der Umsatz entwickelte sich ebenso kontinuierlich wie der Geschäftsgewinn.

Entwicklung des Standortes Zwickau

Im Jahr 1997 war das Bildungszentrum an der Horchstraße der alleinige Firmensitz. Die Geschäftsführung, die Bereiche Finanz/Controlling, Marketing/Vertrieb und die Verwaltung bezogen ihre neu geschaffenen Büroräume. Nachteile der räumlichen Trennung waren endgültig überwunden. Es gab nicht mehr die Mitarbeiter „von oben“. Gemeint waren damit die Mitarbeiter, die bisher im Verwaltungsbereich auf dem Hochschulgelände der Westsächsischen Hochschule arbeiteten. Damit wurden die Prozessabläufe in den Ablauf- und Aufbaustrukturen des Instituts optimiert und Synergieeffekte ausgenutzt.

Umzug in die Horchstraße, 1997

Kernbereich Berufsausbildung

Die Entwicklung im Bereich Berufsausbildung war tiefgreifend. Im September 1996 erhöhte sich die Anzahl der Ausbildungsberufe im gewerblich-technischen Bereich von zwei auf sieben.

Ausbildungsberufe waren:

  • Industriemechaniker, Fachrichtung Betriebstechnik Produktionstechnik
  • Industriemechaniker, Fachrichtung Maschinen- und Systemtechniker
  • Industrieelektroniker
  • Automobilmechaniker
  • Konstruktionsmechaniker
  • Werkzeugmechaniker
  • Lackierer.

Dabei blieb es aber nicht. Schon 1998 wurde in 10 Berufen im gewerblich-technischen Bereich ausgebildet.

Von 1996 zu 1997 steigerte sich die Zahl der Auszubildenden von 184 auf 223, im Jahr 1998 auf 270. Durch die Zuführung des erforderlichen Ausbildungspersonals stieg die Zahl der Mitarbeiter um 8 Ausbilder. Diese positive Entwicklung war vor allem dem Engagement von Volkswagen Sachsen zu verdanken.
Überschattet wurden aber derartige Erfolgsmeldungen von Zahlen, die ein Gesamtbild der prekären Situation auf dem Ausbildungsmarkt widerspiegelten.

Für Unternehmen sollten zusätzliche materielle Anreize geschaffen werden. Der Sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer kündigte an, dass „in diesem Jahr über die bisherigen Förderprogramme hinaus auch Zuschüsse für solche Betriebe gezahlt“ würden, „die erstmals Lehrlinge ausbildeten“. Das Kultusministerium „kündigte ein Aktionsprogramm an, mit dem in den berufsbildenden Schulen 3.700 Plätze zusätzlich geschaffen würden.“

Das Volkswagen Bildungsinstitut unterstützte die Bemühungen zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze, insbesondere in Klein- und mittelständischen Unternehmen und öffnete sich für die überbetriebliche Ausbildung.

Als 1997 der Ausbildungsring der Metall- und Elektroindustrie Sachsen e.V. (ARIMES) gegründet wurde, trat das Bildungsinstitut diesem als Beiratsmitglied bei. Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit ARIMES unterstützte das Institut eine Reihe am Projekt beteiligter Unternehmen beim Ausbildungsmanagement, durch das Angebot von Ausbildungsinhalten im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung bis hin zur Prüfungsvorbereitung.

Zwischenzeitlich war die Schaffung der Ausbildungskapazitäten am Bildungsinstitut abgeschlossen. Auf einer Fläche von ca. 1000 m² wurde eine Ausbildungswerkstatt geschaffen, für die ca. 700 TDM an Investition getätigt wurden.

Die ständig wachsende Zahl der Auszubildenden für Unternehmen und Umschüler im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit machte es erforderlich, die von der Berufsausbildung benötigte Nutzfläche um weitere 950 m² zu erweitern. Es entstanden eine weitere Metallwerkstatt, ein drittes Elektrolabor, ein zweites SPS-Labor sowie die räumlichen Voraussetzungen für die Roboterausbildung.

Mit Beginn des Ausbildungsjahres 1998 wurde die Berufsausbildung im Bildungsinstitut an der Horchstraße offiziell eröffnet. Im Beisein von etwa 60 Ehrengästen erfolgte der Startschuss für die Berufsausbildung von nun an in Eigenregie!

Feierliche Eröffnung Berufsausbildung im Volkswagen Bildungsintitut, 1998

Fort- und Weiterbildung

In der Fort- und Weiterbildung dominierten arbeitsmarktpolitische Qualifizierungsmaßnahmen die Geschäftstätigkeit. Auch Volkswagen Sachsen nutzte die Möglichkeit der geförderten Arbeitsamtsmaßnahmen. 1996 stieg bei Volkswagen Sachsen in Zusammenhang mit dem Produktionsanlauf des Passat (B5) und des Golf (A4) der Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Nach gemeinsamen Gesprächen zwischen dem Zentralen Personalwesen von Volkswagen Sachsen, dem Direktor des Arbeitsamtes Zwickau und dem Bildungsinstitut wurden mehrere Fortbildungsmaßnahmen bewilligt, die am konkreten Bedarf ausgerichtet waren und deren erfolgreiche Teilnahme zur Einstellung bei Volkswagen Sachsen führte. Die Themen Robotersteuerung und SPS standen im Vordergrund.

Im Jahr 1997 kam es bei Volkswagen Sachsen erneut zu einem gestiegenen Anstieg des Personalbedarfs im Zusammenhang mit dem Ausbau des Fahrzeugwerkes Zwickau. Im Auftrag von Volkswagen Sachsen und finanziert durch das Arbeitsamt Zwickau wurden eine Reihe von mehrere Anpassungsqualifizierungen für die Lackiererei und die Montage durchgeführt.

Andere Bildungsmaßnahmen wurden auf der Grundlage der Ermittlung von Arbeitskräftebedarfen regionaler Unternehmen durchgeführt. An den Arbeitsmarktanalysen war der Bereich Marketing/Vertrieb des Bildungsinstituts maßgeblich beteiligt. Allein im Jahr 1995 wurden für den Arbeitsamtsbezirk 26 Qualifizierungsmaßnahmen mit 452 Teilnehmern durchgeführt. Das Angebot war breit gefächert. Zu den Inhalten im gewerblich-technischen Bereich gehörten:

  • Metallbau, Schweiß- und Kunststofftechnik
  • CNC-Technik
  • Blechbearbeitung und Schweißtechnik
  • Elektroinstallationstechnik
  • Automatisierungssysteme Metall
  • Automatisierungs-, Fertigungs- und Schweißtechnik
  • Umwelt und Recycling

Im betriebswirtschaftlichen/kaufmännischen Bereich:

  • Marketing und Vertrieb technischer Produkte und Dienstleistungen
  • Betriebswirtschaftliche Bereiche für KMU
  • Das moderne Büro „Büro 2000“.

Für Hoch- und Fachschulabsolventen wurden in Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau zwei Umschulungen zum Wirtschaftsingenieur und zum Betriebsingenieur angeboten. „Deutsch für Aussiedler“ war ein sich wiederholender Bestandteil des Qualifizierungsprogramms.

In den folgenden beiden Jahren wurde das Bildungsangebot durch die Maßnahmen „Fachkraft für Kundenberatung und Marketing“, „Controlling-Assistentin“ und das Übungszentrum „Buchführung, Steuern, Bilanzen“ erweitert.

Sprachen

1996 begann die Zusammenarbeit mit Škoda. Zwischen dem Personalwesen in Mlada Boleslav und dem Bereich Marketing/Vertrieb entwickelten sich stabile Arbeitskontakte. Interesse gab es am Managementtraining, insbesondere aber an Lehrgängen zur deutschen Sprache. „Deutsch als Fremdsprache“ wurde zum Bestandteil des Leistungsangebots. Regelmäßig delegierte Škoda Führungs- und Führungsnachwuchskräfte, aber auch Sekretärinnen zur Vertiefung der deutschen Sprachkenntnisse nach Zwickau.

Später wurde unter Leitung von Kerstin Weißmann das Angebot für das Volkswagen Werk Autoeuropa in Portugal  erweitert. Ingenieure aus Südafrika, dem Volkswagen Werk Port Elizabeth, nahmen an Sprachkursen teil, ebenso Einzelpersonen, die dienstlich in Sachsen unterwegs waren oder andere Ausländer, die in Südwestsachsen ihren Wohnsitz fanden.

„Deutsch als Fremdsprache entwickelte sich sehr gut. Neben den Kursen „Deutsch für Aussiedler“ kam 1996 die Deutschausbildung für Mitarbeiter von Skoda Auto hinzu. Intensivtraining „Deutsch als Fremdsprache“ mit interkulturellen Informationen gab es außerdem in Deutsch-Argentinisch und Deutsch-Spanisch im Rahmen des SEAT-Projekts für Führungskräfte beider Länder.

Neue Partnerschaften

Zur Gewinnung neuer Kunden und Lehrgangsteilnehmer gab es sehr vielfältige Bemühungen. Ein wichtiger neuer Partner war der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr (BFD).

Für die Zeit während des aktiven Wehrdienstes und nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr bot der BFD Seminare, Lehrgänge und Umschulungen an, die den Soldaten einen geordneten Übergang ins zivile Berufsleben sichern sollten. Viele waren vor Antritt ihres Wehrdienstes arbeitslos. Eine andere Zielgruppe waren Soldaten auf Zeit und Offiziere, die nach einer längeren Dienstzeit die Bundeswehr verließen und sich gezielt auf das Arbeitsleben vorbereiten wollten. Jeder Berufssoldat und Offizier verfügte eigenständig über eine Budget für die persönliche Qualifizierung.

Die Nähe zu Volkswagen, die enge Verbindung zur Wirtschaft generell, machte das Bildungsinstitut für den BFD zu einem kompetenten Bildungspartner. Bildungsmessen und individuelle Beratungsgespräche fanden an den Bundeswehrstandorten in Schneeberg, Frankenberg, Marienberg und Leipzig statt.
Im Ergebnis wurden eine Vielzahl von Managementseminaren zum „Kooperativen Führen“ und „Führungsverhalten“ durchgeführt. Ebenso begann 1996 eine Fachausbildung zum Lackierer und eine Umschulung zum Automobilverkäufer. Die Teilnehmer erhielten aber auch die Möglichkeit, sich für ausgewählte Module zu entscheiden.

Urkunde BFD

Eine weitere Zusammenarbeit entwickelte sich mit der Chemnitzer Zweigstelle der BBJ Consult AG, einer Gesellschaft für Beratung und Projektmanagement, die sich auf Dienstleistungen zur Umsetzung europäischer Politiken und Förderprogramme konzentrierte.

Diese Maßnahmen, in der Regel wurden sie berufsbegleitend durchgeführt, erforderten einen hohen Vorbereitungs-, Evaluierungs- und Nachbereitungsaufwand. Sie erreichten aber Zielgruppen, für die die Bildungsinhalte existenziell wichtig waren und für die keine andere finanzielle Förderung existierte.

Zum Themenangebot gehörten:

  • Frauen im Management
  • Anpassungsqualifizierung für Führungs- und Führungsnachwuchskräfte
  • Marketing und Vertrieb für Fachkräfte aus KMU
  • Qualitätsmanagement – Vorbereitung auf die Zertifizierung.

Ein besonders wichtiges Projekt wurde außerhalb Sachsens für 243 Mitarbeiter eines Eisenacher Automobilzulieferers durchgeführt. Im Mittelpunkt des Trainings stand die Vorbereitung von Teamarbeit.

Projekte

Das erste internationale Projekt, das das Bildungsinstitut in Weißrussland umsetzte, fand eine sehr positive Ressonanz. In der Folge übergab das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) einen Auftrag zum Aufbau eines Kfz-technischen Ausbildungszentrums in Weißrussland. Projektpartner war das Republikanische Institut für Berufsausbildung Belarus. Standort des zu errichtenden Ausbildungszentrums war die weißrussische Stadt Bobruisk.
1995 begann die Erarbeitung der Projektunterlagen. Die Projektdauer betrug drei Jahre, die geförderten Projektkosten bezifferten sich auf 900 TDM. Die Projektrealisierung verlief sehr erfolgreich. 1998 erfolgte die offizielle Übergabe durch das BiBB an den weißrussischen Projektpartner. Die hervorragenden Ergebnisse der Projektarbeit waren für das Bundesministerium für Bildung und Forschung Anlass, eine weitere Maßnahme in Auftrag zu geben.

Modellprojekt Kfz-Ausbildung Weißrussland

Im September 1999 fanden erste Gespräche zur Vergabe eines Projektes statt, dessen Ziel der Aufbau eines beruflichen Ausbildungszentrums im Kosovo war. Durch berufliche Bildung sollte der Jugend im vom Krieg zerstörten Land eine berufliche Perspektive geboten werden. Für die Erstellung des Projektantrages und die Realisierung des Kfz-Projekts wurde ein Zuwendungsbetrag von 923 TDM zur Verfügung gestellt.

Von 1999 – 2000 erfolgte der Aufbau eines Bildungszentrum für Kfz-technische Berufsausbildung, Metall- und elektrotechnische Berufe sowie für die Lackierausbildung.
Als Projektverantwortlicher erlebte Dieter Döhnel, Prokurist und Leiter Berufsausbildung, fast unglaubliche Herausforderungen. Er erinnert sich im Rahmen des Projekts des Bundeswirtschaftsministeriums zum „Aufbau eines technischen Ausbildungszentrums im Kosovo“.

Dieter Döhnel, Prokurist und Leiter Berufsausbildung, erinnert sich:

“Nach dem erfolgreichen Projektabschluss zum Aufbau eines KFZ-technischen Landes-Ausbildungszentrums in der Stadt Bobriusk - Weißrussland, wurde das VW-Bildungsinstitut vom Bundeswirtschaftsministerium gebeten, ein technisches Berufsausbildungszentrum im Kosovo aufzubauen. Überall waren noch Kriegshandlungen zu spüren und das Land war zerstört.
So reiste ich im November 1998 in den Kosovo, um gemeinsam mit dem deutschen Konsul im Kosovo, Herrn Dr. Wulfen, ein geeignetes Objekt für dieses Bildungszentrum zu suchen.
Fliegen konnte man nur über Mazedonien, anschließend musste man sich ein Transportmittel suchen, um die Grenze in den Kosovo zu überqueren und nach Pristina zu gelangen. Ich hatte großes Glück und fand einen privaten Taxifahrer, der ein paar Jahre in Deutschland lebte und damit auch ganz gut Deutsch sprach. Diese Fahrt in geheimer Mission kostete 500,-DM.
Es ging zur Grenzkontrolle. Wenn man keinen "Beschleunigungszuschlag" zahlte, wurde man von der Grenzstraße weggeleitet und wartete dann tagelang. Zum Glück wusste mein Fahrer von dieser Verfahrensweise und wir konnten die Grenze passieren. Wir kamen über zerbombte Straßen und ausgewiesene Minengebiete schließlich nach Pristina.
Der Rücktransport und zukünftige Transporte wurden zur beiderseitigen Freude gleich über den Austausch der Telefonkontakte vereinbart. Gemeinsam mit dem deutschen Konsul wurden mehrere Objekte in 5 Städten für eine Nutzung als Bildungszentrum geprüft. Die Entscheidung fiel auf eine ehemalige Schule in der Stadt Peje.

Mit dem noch vorhandenen Pädagogenkollektiv und einem Kommandeur der kosovanischen Befreiungsarmee, der gleichzeitig Direktor dieser Schule war, wurden Erfordernisse und Möglichkeiten für den Aufbau eines technischen Berufsausbildungszentrums für Metall-, Elektro-, KFZ- und Lack-Berufe beraten. Bestellte Ausstattungen, Lehr- und Lernmittel standen ab Februar 1999 zum Transport bereit. Es musste nun ein Transportteam gefunden werden, das bereit war, unter den nicht einfachen Bedingungen den Transport in den Kosovo zu übernehmen.
Es war das Transportunternehmen Schumann aus Werdau, welches dieses Risiko auf sich nahm und mit dem Team vom Werkzeug Adler als Lieferant und dem Team vom VW-BI als Projektverantwortliche einen Transport von 14 LKW mit je 40 Fuß-Containern beluden und auf den Weg von Deutschland über Österreich, Italien, mit der Fähre nach Griechenland, über Mazedonien in den Kosovo schickten.

Mit einem riesigen Auflauf kam der Transport in Peje an, die Container wurden abgeladen und verblieben unter militärischer Bewachung auf dem Schulhof bis zu unserer Ankunft.

In drei Aufenthalten im Kosovo wurden die Gebäude umgebaut, die Ausstattungen montiert, die Pädagogen geschult und eingewiesen, sodass im Jahr 2000 ein relativ geordneter Ausbildungsbetrieb aufgenommen werden konnte.

Dieses Projekt war ein großer Beitrag zur Normalisierung des Lebens im Kosovo.“

Aufbau des Technischen Berufsausbildungszentrums im Kosovo

Entwicklung des Standortes Chemnitz

Im Jahr 1995 endete der Geschäftsbesorgungsvertrag mit der Barkas GmbH i.L. zur Berufsausbildung. Jetzt richteten sich im Bildungszentrum Chemnitz die Anstrengungen darauf, regionalen Unternehmen Ausbildungsleistungen anzubieten, um  die geschaffenen Kapazitäten auszulasten. Als hilfreich erwies sich dabei, dass der Standortverantwortliche und einige Ausbilder in verschiedenen Gremien der Berufsausbildung, u.a. in den Prüfungsausschüssen der IHK mitwirkten und als anerkannter Prüfbetrieb für ihre Arbeit hohe Anerkennung genossen.

Auch in Chemnitzer Unternehmen war das Interesse, bestehende Ausbildungsverhältnisse aufrecht zu erhalten und neue abzuschließen, nur gering ausgeprägt. Das Programm der Sächsischen Staatsregierung zur finanziellen Förderung von Ausbildungsverbünden diente dazu, für eine Entspannung der Ausbildungsmisere zu sorgen. Sinn und Zweck dieses Programms war, die finanzielle Belastung von Unternehmen durch Berufsausbildung zu verringern und die Ordnungsmäßigkeit der Ausbildung zu gewährleisten.

Das Bildungszentrum Chemnitz wurde Träger eines solchen Verbundes. An der Fördermaßnahme beteiligten sich 5 Unternehmen mit 22 Auszubildenden des Einstelljahrgangs 1995 und ebenfalls 5 Unternehmen mit 23 Auszubildenden des Einstelljahrgangs 1996.

Der organisatorische Aufwand war hoch, der Nutzen aber entsprechend. Das Volkswagen Bildungsinstitut erwarb sich einen ausgezeichneten Ruf als zuverlässiger und kompetenter Partner für die Unternehmen in Sachen Berufsausbildung. Es bestätigte sich, dass enge persönliche Kontakte zu den Personalverantwortlichen in den Unternehmen oder auf der Ebene der Geschäftsführung unverzichtbar waren. Auch intern hatte der durch die Zusammenarbeit in einem Ausbildungsverbund auferlegte Zwang nach Detailierung, nach präziser Beschreibung von Ausbildungsinhalten in Bausteinen und nach methodisch durchdachter Ablaufplanung positive Effekte.
Im Bildungsinstitut leistete das Chemnitzer Bildungszentrum vor allem in der Planung und in der Verknüpfung von Berufsausbildung und technischer Weiterbildung Pionierarbeit.

Während es im Bereich der Berufsausbildung gut gelang, den Kundenbereich zu erweitern, entsprach das Auftragsvolumen im Bereich der Weiterbildung nicht den Erwartungen, obwohl die inhaltliche Ausrichtung auf Themen der Automatisierungstechnik dem Trend der technischen Entwicklung in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie folgte. Demzufolge richtete sich das Angebot auf Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung für die Arbeitsverwaltung aus. Einen besonders hohen Bedarf gab es für die Anpassungsqualifizierung „Fachkraft für CNC-Technik“ und für Umschulungen für den Beruf Zerspanungsmechaniker/-in in den Fachrichtungen Dreh- und Frästechnik mit einem hohen CNC-Anteil und einer Dauer von zwei Jahren.

Das Jahr 1998 brachte dem Bildungszentrum Chemnitz einen weiteren wichtigen Entwicklungsimpuls. Nach langen Diskussionen fand in der Bundesrepublik ein neuer Ausbildungsberuf seine Anerkennung – der/die Mechatroniker/-in. Die klassische Trennung zwischen Metall- und Elektroberufen wurde überwunden.

In den ersten Jahren bildete das Motorenwerk Chemnitz von Volkswagen Sachsen nur Industriemechaniker/-innen, Fachrichtung Produktionstechnik aus. Die komplexen Ansprüche an die Fachkräfte der Motorenfertigung, sie mussten Aufgaben des Anlagenbedieners und zugleich der Instandhaltung wahrnehmen, machten es dringend erforderlich, zusätzliche Ausbildungsbausteine in den Ausbildungsprozesses zu integrieren. Die angehenden Industriemechaniker/-innen erhielten eine Zusatzqualifikation zur Elektro- und Steuerungstechnik, Spanungstechnik sowie CNC-Technik. Mit Einführung des neuen Ausbildungsberufs Mechatroniker/-in ergab sich die Chance, dem Einsatzprofil des Anlagenbedieners in der Motorenfertigung weitaus mehr zu entsprechend. Im Jahr 1998 begannen die ersten 12 Jugendlichen ihre Ausbildung zum/zur Mechatroniker/-in.

Kurzfristig war es aber erforderlich, eine Kooperationsvereinbarung mit dem Ausbildungszentrum der Siemens AG einzugehen. Siemens stellte für die Ausbildung Technik, Ausstattung und Know-how für Elektrotechnik/Elektronik bereit. Das Bildungsinstitut brachte im Gegenzug seine Ressourcen für die Ausbildung in der manuellen und maschinellen Werkstoffbearbeitung, in der Pneumatik und Hydraulik sowie der Schweißtechnik ein.

Vorübergehend half diese Zusammenarbeit, die Stärken des jeweils anderen zu nutzen und eigene Schwächen zu kompensieren. Auf Dauer aber hatte diese Zusammenarbeit keine Zukunft. Daher mussten eigene Kapazitäten für die Ausbildung von Mechatroniker/-innen geschaffen werden. Dem Anliegen folgten erneute Umbauarbeiten im Gebäude 100. Es erfolgte die Erweiterung des CNC-Bereiches durch eine Vergrößerung des Maschinenparks, die Schaffung eines wesentlich größeren Raumes für die Programmierausbildung und die Einrichtung eines neuen Labors Elektrotechnik/Elektronik.
Damit verbesserten sich die Ausbildungsbedingungen am Chemnitzer Standort maßgeblich und richtungsweisend. Diese Investitionen war zugleich Grundstein für die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, die das Bildungszentrum Chemnitz mit einer ersten Umschulung zum/zur Mechatroniker/-in beauftragte.

Entwicklung des Standortes Dresden

Die Jahre 1995 bis 1999 waren in Dresden davon geprägt, den Kundenkreis zu erweitern und ein breitgefächertes Qualifizierungsangebot zu unterbreiten.

Dreißig weibliche Führungs- und Führungsnachwuchskräfte aus Dresdener Unternehmen nahmen an zwei Lehrgängen „Frauen im Management“ teil, die mit finanziellen Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt wurden. Zeitgleich lief ein weiterer Lehrgang „Marketing und Vertrieb für Fachkräfte aus KMU“.
Die Konsolidierungsphase führte in Dresden zu personellen Veränderungen. Die Leitung des Bildungszentrums Dresden erfolgte nunmehr durch eigenes Personal. Die Standortleitung übernahm Dr. Helga Schmidt. Gemeinsam mit Christian Müller, Mitarbeiter Marketing/Vertrieb, organisierte sie das Bildungsgeschäft am Standort Dresden. Nachgefragt und deshalb gut ausgelastet waren auch weiterhin vom Arbeitsamt Dresden geförderte Anpassungsqualifizierungen mit technischem Inhalt.
Die derzeit gute Auftragslage des Standortes sowie ein zu erwartender Großauftrag für die im Bau befindliche Gläserne Manufaktur erforderten, räumliche Veränderungen zu planen. Der Aufbau des Standortes Dresden war zu einem strategischen Erfordernis geworden.

Dr. Helga Schmidt erinnert sich:

„Im Zentrum dieser Schulungen standen Hydraulik und Pneumatik. Schritt für Schritt wurden diese Maßnahmen ausgebaut, sowohl vom zeitlichen Umfang zu Jahreslehrgängen als auch inhaltlich mit den Kooperationspartnern IHK und HWK.
1998/ 1999 starteten drei  Jahreslehrgänge mit der Bezeichnung „Fachkraft für Fertigungs- und Schweißtechnik in Kleinen und mittelständischen Unternehmen“. Fachliche Inhalte, die speziell auf den Einsatz und die Erfordernisse der modernen Wirtschaft abzielten, waren: SPS Grundlagen, Konventionelles Zerspanen, CNC Fräsen mit der  Steuerung  Heidenhain TNC 407 und der Drehsteuerung SINUMERIK 820T.

Daran schloss sich eine dreimonatige Ausbildung im Schweißen an der HWK an, die mit dem Schweißzertifikat für die Bereiche Elektro-, WIG-, MIG-, MAG-Schweißen endete. Ergänzt wurden diese Ausbildungsinhalte durch allgemeine Fächer wie Mathematik, Physik, PC Bedienung und Persönlichkeits- und Bewerbungstraining.

Im Zeitraum 1997 bis 1999 starteten, teilweise zeitgleich zu den technischen Lehrgängen, fünf Lehrgänge zur Ausbildung für „Bürofachkräfte für kleine und mittelständische Unternehmen“  als Halbjahres- oder Jahreslehrgänge. Inhalte dieser Ausbildungen waren  schriftliche und mündliche Kommunikation, ein großer Komplex EDV- Ausbildung, allgemeine Verwaltung, Gestaltung der Arbeit im Sekretariat, Buchführung, Finanzen und Investitionen, Marketing, Materialwirtschaft.

Fachliche und persönliche Kompetenz durch Bildung zu erwerben, war eine wichtige Komponente in allen Bereichen des Lebens geworden. So kamen auch Angehörige der Bundeswehr, die bald ihren Wehrdienst absolviert hatten, zu Schulungen ins VW Bildungsinstitut, um sich wieder auf das zivile Leben einzustellen. Es waren v.a. Kenntnisse im EDV Bereich gefragt. Daneben wurden auch Schulungen im Verhaltensbereich  wie Teamführung, Zeitmanagement, Umgang mit Konflikten, Bewerbungsstrategien, Moderation, Präsentation angeboten.“

Räumlichkeiten in Dresden

Qualitätsmanagement

Hohe Qualitätsstandards bestimmten den Anspruch an alle Qualifizierungsmaßnahmen. Langfristig und unter Einbeziehung aller Mitarbeiter wurde die Einführung eines Systems der Qualitätsarbeit vorbereitet. Am 16.02.1996 fasste der Fachbeirat den Beschluss zur Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001. Umfangreiche Vorarbeiten für die Zertifizierung leistete Jürgen Haase. Später übernahm Kerstin Roth die Leitung des Qualitätsmanagementprozesses.

 

Kerstin Roth erinnert sich:

„Wir schreiben das Jahr 1995, das Volkswagen Bildungsinstitut ist 5 Jahre am Markt aktiv. Das Unternehmen arbeitet an einer Konsolidierung in allen Bereichen. Eine Maßnahme dazu ist, die Bedingungen der Zusammenarbeit mit Volkswagen Sachsen abzuprüfen, erste Verhandlungen über einen „last call“ für die Vergabe von Bildungsdienstleistungen werden angestrebt.
Im gleichen Jahr führt Volkswagen als eines der ersten Automobilunternehmen in Deutschland ein QM-System nach DIN EN ISO 9001 ein. Dieses System legt auch die Bedingungen für die Zusammenarbeit mit Zulieferern fest. Eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Beziehung wird, dass auch der Lieferant ein zertifiziertes Q-System installiert hat und dieses durch regelmäßige Audits auch nachweisen kann.

So beschließt am 16.02.1996 der Fachbeirat der Volkswagen Bildungsinstitut GmbH die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001. Eine Herausforderung für Bildungsunternehmen, die zu diesem Zeitpunkt kaum eine solche systematische Qualitätssicherung für die hergestellten Produkte, in diesem Fall Bildungsleistungen, in ihren Unternehmen installierten.
Wir betraten also schon so eine Art Neuland. Herr Jürgen Haase stellte sich der Aufgabe und zog erste Informationen für die Einführung eines solchen Systems ein. Schnell wurde klar, dass sich hier zuerst die Geschäftsführung und die Leitungsebene des Bildungsinstituts mit dem Thema intensiv auseinandersetzen müssen. Dank eines von Herrn Haase gesteuerten straffen Projektmanagements wurden schnell Termine, Aufgaben und Verantwortlichkeiten festgelegt und alle Strukturen und Abläufe des Unternehmens wurden zuerst einer Ist-Analyse unterzogen. In einem nächsten Schritt wurde dann ein Abgleich zu den Anforderungen der Norm DIN EN ISO 9001 angestellt. Es war notwendig, die bisherigen Abläufe auf ihre Prozessfähigkeit zu prüfen, Kern- und Nebenprozesse zu definieren, eine geeignete Form der Prozessdarstellung zu finden, Verfahrensanweisungen zu erarbeiten, Schnittstellen zu lokalisieren. Bei jedem dieser Aktivitäten was es ausgesprochen wichtig, die Kollegen/-innen einzubeziehen und mit Hilfe von Information und Schulung das Verständnis und die Mitarbeit jedes Einzelnen zu erreichen.

Das war auch der Step, an dem ich offiziell die Verantwortlichkeit von Herrn Haase übernommen habe. Dazu gehörte auch meine persönliche Qualifizierung zum geprüften „Qualitätsmanagement-Beauftragten“. In einem mit schriftlicher Prüfung abschließenden Lehrgang habe ich mir das theoretische Wissen über den Aufbau, die Installierung und die systematische Verbesserung eines genormten Qualitätsmanagement-Systems in Unternehmen angeeignet. In der Praxis konnte ich das Gelernte sofort und mit allen Höhen und Tiefen einer Umsetzung erfahren und einsetzen – vom Erarbeiten der Idee bis zur reifen Dokumentation und wirkungsvollen Einführung in die Betriebsorganisation.

Nach und nach hatten die verantwortlichen Mitarbeiter/-innen und ich uns das Verständnis für die Anforderungen dieser Norm erarbeitet und waren im September 1997 in der Lage, ein Voraudit mit der Volkswagen Coaching GmbH (VW CG) zu wagen. Dieses Voraudit war sicher auch für die beiden Herren der VW CG eine Herausforderung, da auch sie noch keine Bildungsdienstleistungen zertifiziert hatten.

Nach 2 Tagen sehr konstruktiver, zum Teil kontroverser Diskussionen mit den Wolfsburger Kollegen hatten wir einen Katalog noch zu prüfender bzw. umzusetzender Aufgaben aufgestellt, der bis zum Zertifizierungsaudit abzuarbeiten war. Das externe Audit war für Dezember 1997 geplant – es blieb also nicht viel Zeit.

Nochmals mussten die Prozesse überprüft, zum Teil wieder neue Ideen gesucht und das Verständnis der betreffenden Kollegen dafür eingeholt werden. Es war oftmals eine ziemliche Gratwanderung zwischen übertriebenem Formalismus und sinnvollen, praktikablen Lösungen, die die Normforderungen erfüllten.

Der 03. und 04.12.1997 waren für mich die entscheidenden Tage des Jahres. Fast ein Jahr umfangreicher zusätzlicher Arbeitsaufwand für die verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen, ein hoher Kostenaufwand und ein immenser Push für die zukünftigen Marktchancen unseres Unternehmens standen auf dem Prüfstand.
Wir waren erfolgreich! Im Januar 1998 wurde der Volkswagen Bildungsinstitut GmbH das Zertifikat „Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001“ durch die DQS zuerkannt.

Bis heute wurde das Zertifikat über die jährlichen Audits und die dreijährigen Rezertifizierungen durchgehend verteidigt, das Qualitätsmanagementsystem des Unternehmens entsprechend der Normforderungen ständig verbessert, von einem elementbezogenen auf ein prozessorientiertes System angepasst und aktuell sogar mit dem „Service Excellence“  Prädikat Platin zertifiziert.“

Maßnahmen zur Personalentwicklung

Die Geschäftsführung und das Team des Bildungsinstituts leisteten in den Jahren der Konsolidierung überzeugende Arbeit. Einig war man sich darin in der Verpflichtung, das Unternehmen noch erfolgreicher zu machen. Klare Forderungen wurden an die Mitarbeiter gestellt, dabei trotzdem Gelegenheit und Raum für Eigeninitiative gelassen.

Der oft dahin gesprochene Grundsatz der Personalarbeit „Fordern und Fördern“ prägte die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Belegschaft. Gemeinsam mit dem Betriebsrat wurde 1996 die erste Betriebsvereinbarung zur Qualifizierung von Mitarbeitern erarbeitet und beschlossen.

Inhalte und Forderungen waren:

  • „Trainer informieren Trainer“
  • „Teilnahme an internen und externen Seminaren und Lehrgängen“
  • „Förderung der Weiterbildung auf Eigeninitiative“.

An die in dieser Zeit durchgeführten teambildenden Maßnahmen gibt es noch heute angenehme Erinnerungen. Tagesausfahrten, Eventveranstaltungen, Weihnachtsfeiern verstärkten das Wir-Gefühl, verstanden sich als Anerkennung für die geleistete Arbeit und sorgten für neue Motivation.

Resümee

Die Ziele der Konsolidierungsphase wurden erreicht:

  • Steigerung des Umsatzes
  • deutliche Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
  • Berufsausbildung in eigener Regie
  • Verbesserung der Zusammenarbeit mit VW Sachsen
  • Gewinnung von Zulieferunternehmen und anderer Firmen als Neukunden
  • Qualifizierte Konzepte für Fort- und Weiterbildung, Management- und Sprachtraining
  • erfolgreiche Projektrealisierung
  • zufriedene Mitarbeiter